WaschbĂ€r – Biologie, Spuren, Kot, Verbreitung und Populationsentwicklung von Procyon lotor in Deutschland und Europa

WaschbĂ€r fĂŒr wissenschaftliche Untersuchungen in einer Lebendfalle gefangen

Er sieht putzig aus, ist mit seinen Pfoten erstaunlich geschicklich wie kaum ein anderes heimisches Wildtier. Als Allesfresser mit hohem Anpassungspotenzial ist er einer der erfolgreichsten NeubĂŒrger in Deutschland: die Rede ist vom WaschbĂ€ren (Procyon lotor). Der KleinbĂ€r ist eine invasive, inzwischen heimische Art die viele kontroverse Diskussionen bezĂŒglich seines Schadpotenzials auf die heimische Kleintierfauna provozieren. Der deutsche WaschbĂ€rbestand geht auf EinbĂŒrgerung und Aussetzung von vermutlich nur 2 Paaren in den drreißiger Jahres des letzten Jahrhunderts zurĂŒck (Fielitz 1983).
Der WaschbÀr gehört zu den Raubtieren und hier zur Familie der KleinbÀren. Zu den KleinbÀren gehören 6 Gattungen (BergnasenbÀr (Nasuella olivacea), Katzenfrette (Bassariscus), MakibÀren (Bassaricyon), NasenbÀren (Nasua), WaschbÀren (Procyon) und WickelbÀr (Potos flavus) mit insgesamt 14 Arten.

Taxonomisch ist der WaschbÀr einzuordnen:

Ordnung: Raubiere (Carnivora)
Unterordnung Fissipedia
Familie: KleinbĂ€ren (Procyonidae, Gray, 1825 – procyonids)
Gattung: Procyon Storr, 1780 – raccoons
Art: Procyon lotor (Linnaeus, 1758)

Das Integrated Taxonomic Information System ITS zÀhlt 22 Unterarten des WaschbÀren.

Steckbrief

  • Lateinischer Name: Procyon lotor
  • Schulterhöhe ca. 28 cm
  • KörperlĂ€nge: bis 85 cm
  • Körpergewicht: MĂ€nnlich 5 -12 kg, weiblich 5 – 10 kg mit deutlicher SaisonalitĂ€t
  • Paarungszeit: Februar
  • Tragzeit: ca. 64 Tage
  • Alter: 2 – 4 Jahre in freier Wildbahn. In Gefangenschaft bis 24 Jahren, wobei sie in Deutschland jagdbedingt durchschnittlich nur ca. 2,5 Jahre leben.
  • HauptmortalitĂ€tsursache: Jagd (Daten: WaschbĂ€r Jagdstrecke), Straßenverkehr
  • Sozialleben: EinzelgĂ€nger, an Futterstellen auch gesellig, MĂ€nnchen gelegentlich mit mehreren Weibchen RevierĂŒberlappungen.
  • Nahrung: Allesfresser (Omnivore), wobei der Schwerpunkt auf pflanzliche Nahrung liegt
  • Feinde: Wolf, Luchs, Viren

WaschbĂ€ren haben einen hoch entwickelten Tastsinn. Ihre Menschenhand Ă€hnlichen Vorderpfoten sind besonders empfindlich und ermöglichen es ihnen, Beute zu handhaben, aufzubrechen und mĂŒhelos zu klettern. Normalerweise nehmen sie Lebensmittel mit den Vorderpfoten auf, bevor sie sie in den Mund nehmen. Mit ihrem feinen Gehörsinn sind auch WaschbĂ€ren besonders aufmerksam und können auch ausgezeichnet nachts sehen.

WaschbĂ€rspur – Pfoten mit je 5 Zehen

WaschbĂ€ren haben außergewöhnlich ausgeprĂ€gte Pfoten. Kennzeichnend sind die langen Zehen. Die

Vorderpfoten und Hinterpfoten von WaschbÀren

Abb. 2: Schematische Darstellung der Vorder- und Hinterpfoten (rechts)von WaschbÀren

WaschbĂ€ren haben an Vorder- und Hinterpfoten je 5 lange Zehen. Die KleinbĂ€ren haben eine ungewöhnliche Art zu gehen, bei der jeder Hinterfuß neben dem gegenĂŒberliegenden Vorderfuß landet. Dies erzeugt ein leicht erkennbares Muster, das zur Identifizierung hilfreich sein kann.

Nahrung

Die Zehen der VorderfĂŒĂŸe des WaschbĂ€ren sind nicht nur lang und schlank, sondern besitzen auch einen hoch entwickelten Tastsinn und spielen eine große Rolle bei der Ernte pflanzlicher und tierischer Lebensmittel durch den WaschbĂ€ren. Die Vorstellung, dass ein WaschbĂ€r Essen wĂ€scht oder befeuchten muss, ist ein Mythos. SpeicheldrĂŒsen sind gut entwickelt und die Tendenz dieses SĂ€ugetiers, Lebensmittel in Wasser zu manipulieren, hĂ€ngt nicht mit der Notwendigkeit zusammen, sie zu benetzen oder zu waschen. TatsĂ€chlich werden viele Lebensmittel nicht angefeuchtet verzehrt. Ein Großteil der AktivitĂ€t besteht wahrscheinlich darin, Lebensmittel zu lokalisieren, zu erfassen, zu identifizieren und zu orientieren (in den Mund zu legen).

Der WaschbÀr frisst fast alles

Der WaschbĂ€r ist genau wie das Schwarzwild ein Allesfresser. Himbeeren, schwarze Kirschen, Bucheckern, Eicheln, Mais, Äpfel und Pilze sind einige Pflanzenmaterialien, die in der ErnĂ€hrung des alles fressenden WaschbĂ€ren eine herausragende Rolle spielen. Vögel wie Enten und ihre Eier, Schildkröten und ihre Eier, MĂ€use, WĂŒhlmĂ€use, FledermĂ€use, Bisamratten, Eichhörnchen, Fische, Schlangen und Frösche sind Beispiele fĂŒr WaschbĂ€renbeute. Wirbellose Tiere (Insekten, RegenwĂŒrmer, SĂŒĂŸwassermuscheln und insbesondere Krebse) sind ebenfalls ein wichtiger Nahrungsbestandteil. Der WaschbĂ€r frisst sowohl das Fleisch toter Tiere (Aas) als auch den MĂŒll. WaschbĂ€ren können in HĂ€user und Lager einbrechen und LebensmittelvorrĂ€te stehlen und im Herbst Mengen an Sonnenblumenkernen von FĂŒtterungsstationen vertilgen. Dieses Tier ist bekannt fĂŒr seine Vorliebe fĂŒr Zuckermais.

Population und Bestandsentwicklung: WaschbÀr Verbreitungskarte Deutschland

Der genaue WaschbĂ€r Bestand ist wie bei vielen anderen Wildtieren nicht genau bekannt. Daher werden als quasi als „beste SchĂ€tzung“ der Populationsentwicklung die Erlegungen angegeben. In der Abbildung 4 sind die Erlegungen von WaschbĂ€ren dargestellt. Höhe und Wachstum der WaschbĂ€rpopulation in Deutschland sind aber umstritten. WĂ€hrend JĂ€ger von deutlichen Zunahmen sprechen, gehen NaturschĂŒtzer eher von stabilen BestĂ€nden aus.

Wo leben WaschbÀren in Deutschland? Verbreitungskarte

Abb. 4: Erlegungen von WaschbĂ€ren in Deutschland als Indikator fĂŒr dessen Verbreitung. Quelle: thuenen.de

Der Schwerpunkt der WaschbÀrverbreitung in Europa liegt in Deutschland, wie aus der Abbildung 5 hervorgeht.

In den spĂ€ten 1960er Jahren, nach der Freilassung einer nicht genannten Anzahl von Individuen, hat der WaschbĂ€r Nordfrankreich kolonisiert, wo die erste Aufzeichnung der Art aus dem Jahr 1934 stammt (Bartoszewicz, 2006). Der WaschbĂ€r wurde in den 1950er Jahren auch in mehreren Gebieten Russlands und in Weißrussland eingefĂŒhrt, aber nur wenigen Bevölkerungsgruppen gelang es, sich zu etablieren.

Karte der WaschbÀr Verbreitung in Europa

Abb. 5: Verbreitung von Procyon lotur in Europa. Quelle: Canova und Rossi 2008.

Nach den genannten Aussetzungen hat die Art ihre Anzahl in Deutschland und Frankreich stark erhöht und sich langsam in ganz Mitteleuropa verbreitet (Bartoszewicz, 2006). Derzeit leben WaschbĂ€ren in Belgien, DĂ€nemark, Litauen, Luxemburg den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Polen, der Schweiz, dem ehemaligen Jugoslawien, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Ungarn und Schweden (Lassig, 2003; Cirovic und Milenkovic, 2003; Bartoszewicz, 2006)

Kot – Losung leicht an der Wurstform zu erkennen, WaschbĂ€ren legen Latrinen an

Typische Losung eines WaschbĂ€ren - WaschbĂ€rkot besteht aus WĂŒrsten
Abb. 6: Typischer WaschbĂ€r Kot, mit 1 Euro MĂŒnze zum GrĂ¶ĂŸenvergleich

Der WaschbĂ€r Kot ist leicht von dem anderer Wildtiere zu unterscheiden. Die Tiere geben ihre Losung wahllos im GelĂ€nde ab oder nutzen wie Dachse Latrinen. Diese Latrinen oder Kotsammelstellen befinden sich meist in der NĂ€he des Baues oder eines Schlafplatzes und werden regelmĂ€ĂŸig zur Kotabgabe aufgesucht. Latrinen befinden sich deshalb auch auf BĂ€umen, z. B. alten Eichen. Hier können auch sehr große Kotmengen anfallen. Faeces von Procyon lotor ist meist hellbraun bis schwarz und in ihrer GrĂ¶ĂŸe variabel. Am typischsten sind KotwĂŒrste von 10-14 cm LĂ€nge und 1,5 – 2,5 cm Durchmesser (Abbildung 6). Procyon lotor wohnt auch gern in Heuschobern, Dachböden oder StĂ€llen. Hier kann der abgegebene Kot sehr stark hydriert sein.

Da WaschbĂ€ren gern FrĂŒchte fressen, enthĂ€lt Losung oft viele Kerne von Kirschen, Schlehen, Pflaumen etc. Der Kot hat meist eine Haufenform.

 

 

Achtung: WaschbĂ€rspulwurm (Baylisascaris procyonis) ist fĂŒr Menschen sehr gefĂ€hrlich

WaschbĂ€rkot kann die Eier des WaschbĂ€rspulwurms Baylisascaris procyonis enthalten, die fĂŒr den Menschen tödlich sein können. Daher ist die Handhabung von Kot nicht ratsam. Wenn Sie auf Ihrem Dachboden oder in der NĂ€he Ihres Hauses eine WaschbĂ€renlatrine finden, holen Sie sich professionelle Hilfe bei der Reinigung. Alternativ:  Bei der WaschbĂ€r Kot Beseitigung Atemschutzmaske und Handschuhe tragen und den Kot verbrennen.
Die Verbreitung des WaschbĂ€rspulwurms ist in der Abbildung 4 nach Heddergott (2020) dargestellt. Danach kommt B. procyonis im mittleren Teil Deutschlands vor. Nach den Untersuchungsergebnissen von Heddergott et al. (2020) unter BerĂŒcksichtigung der Daten von Schwarz et al. (2015) aus Brandenburg und Anheyer-Behmenburg (2013) waren von 8.104 analysierten WaschbĂ€ren 30 % mit Baylisascaris procyonis infiziert.

Bei den Untersuchungen wurde der parasitĂ€re Zoonoseerreger nicht in den östlichen und nördlich gelegenen BundeslĂ€ndern (Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein) nachgewiesen werden. Damit entspricht die Verbreitung des WaschbĂ€rspulwurms in etwa dem Kerngebiet und der frĂŒhen der erstmaligen Expansionsgebiete des WaschbĂ€ren in Deutschland (Abbildung 7).

Verbreitung des WaschbÀrspulwurms in Deutschland

Abb. 7: Verbreitung des WaschbÀrspulwurms (Baylisascaris procyoni) in Deutschland. Bildquelle: Heddergott 2020.

Paarung Jungenaufzucht

WaschbĂ€ren haben in der Regel einen Wurf pro Jahr. Die WurfgrĂ¶ĂŸen reichen von 3 bis 5, im Mittel werden 3 Junge geboren. Die Tragzeit betrĂ€gt 63 bis 65 Tage. Die Geschlechtsreife tritt hĂ€ufig bei Weibchen vor dem ersten Lebensjahr und bei MĂ€nnern im Alter von zwei Jahren auf. Die Paarungszeit dauert von Februar bis MĂ€rz, wobei die meisten Paarungen im Februar stattfinden. Die Jungen werden blind und hilflos aber bereits mit Fell ĂŒberwiegend in einer Baumhöhle, oder einem Erdbau geboren. Sie öffnen ihre Augen sind im Alter von 18 bis 24 Tagen und sie werden nach 70 Tagen entwöhnt. Die jungen WaschbĂ€ren bleiben in den folgenden Monaten bei der Mutter in der Höhle und die Familie ĂŒberwintert oft sogar zusammenen (Nowak 1991; Wilson und Ruff, 1999).

Verhalten

WaschbĂ€ren sind nachtaktiv und tagsĂŒber selten aktiv. WĂ€hrend extrem kalter, schneereicher Perioden wurden WaschbĂ€ren beobachtet, die ĂŒber lange ZeitrĂ€ume schliefen, aber keinen Winterschlaf halten. Ihre Stoffwechselrate und Temperaturen bleiben wĂ€hrend dieser Zeit konstant und sie leben von ihren Fettreserven und verlieren möglicherweise bis zu 50% ihres Körpergewichts. In erster Linie sind sie solitĂ€r lebend. Die Mutterfamilien sind einzigen wirklichen sozialen Gruppen, die WaschbĂ€ren bilden

Gelegentlich kann ein MĂ€nnchen vor der Paarung und bis nach der Geburt seiner Jungen einen Monat bei einem Weibchen bleiben.

Ihr gemeinsamer Gang ist ein schlurfender Gang, sie können jedoch Geschwindigkeiten von 25 Stundenkilometer am Boden erreichen. WaschbĂ€ren klettern mit großer Beweglichkeit. Sie sind nicht nur ausgezeichnete Kletterer, sondern auch starke Schwimmer, auch wenn sie dies möglicherweise nur ungern tun. Ohne wasserdichtes Fell zwingt das Schwimmen sie dazu, zusĂ€tzliches Gewicht aufzunehmen.

Unterarten von Procyon lotor (Linnaeus, 1758)

In der Tabelle 1. sind die Unterarten des WaschbĂ€ren aufgefĂŒhrt. Zu lesen als: „auspicatus“ = Procyon lotor auspicatus

Tabelle 1: Unterarten von P. Lotor. Quelle: ITIS

auspicatus Nelson, 1930-valid
elucus Bangs, 1898-valid
excelsus Nelson and Goldman, 1930-valid
fuscipes Mearns, 1914-valid
gloveralleni Nelson and Goldman, 1930-valid
grinnelli Nelson and Goldman, 1930-valid
hernandezii Wagler, 1831-valid
hirtus Nelson and Goldman, 1930-valid
incautus Nelson, 1930-valid
inesperatus Nelson, 1930-valid
insularis Merriam, 1898-valid
litoreus Nelson and Goldman, 1930-valid
lotor (Linnaeus, 1758)-valid
marinus Nelson, 1930-valid
maynardi Bangs, 1898-valid
megalodous Lowery, 1943-valid
pacificus Merriam, 1899-valid
pallidus Merriam, 1900-valid
psora Gray, 1842-valid
pumilus Miller, 1911-valid
simus Gidley, 1906-valid
vancouverensis Nelson and Goldman, 1930-valid

Jagdrecht

Wie ist die Stellung des WaschbĂ€ren im Jagdrecht? WaschbĂ€ren stehen als invasive Art nicht unter Naturschutz. Allerdings ist Procyon lotor im Bundesjagdgesetz nicht aufgefĂŒhrt, dafĂŒr aber im Landesjagdgesetz (Novellierung vom 21. Februar 2018):

Über die in § 2 Absatz 1 des Bundesjagdgesetzes aufgefĂŒhrten Tierarten hinaus unterliegen folgende Tierarten dem Jagdrecht:
§ 1
Jagdbare Tierarten
3. WaschbÀr Procyon lotor

An 3. Stelle wird der WaschbĂ€r als jagdbare Tierart aufgefĂŒhrt. Es gilt diese Regelung Aufgrund des Elternschutzes nach § 22 (4) BjagdG und gemĂ€ĂŸ § 1 Landesjagdzeiten-VO fĂŒr die Bejagung:

WaschbÀren vom 1. August bis 28. Februar

JungwaschbÀren ganzjÀhrig

Hintergrund dieser Jagdzeitenanordnung ist die Schonung der Elterntiere wÀhrend der Jungenaufzucht. Weibliche und mÀnnliche WaschbÀren sind vom JÀger wÀhrend dieser Jahreszeit kaum zu unterscheiden.

WaschbĂ€ren werden ĂŒberwiegend in Lebendfallen gefangen und dann von einem JagdausĂŒbungsberechtigten per Kopfschuss getötet. FĂŒr den Fallenfang muss eine Fangjagdqualifikation vorliegen.

Totschlagfallen – Invasive Art – Anfrage EU-Kommission

Parlamentarische Anfragen PDF 6k WORD 17k 12. Januar 2017 E-000142-17
Anfrage zur schriftlichen Beantwortung E-000142-17
an die Kommission
Artikel 130 der GeschÀftsordnung
Stefan Eck (GUE/NGL)

„Betrifft: Der WaschbĂ€r und die Unionsliste der invasiven gebietsfremden Arten
Schriftliche Antwort

Der WaschbĂ€r, der in Deutschland seit lĂ€ngere Zeit beheimatet ist, wurde von der EU-Kommission durch die am 3. August 2016 in Kraft getretenen DurchfĂŒhrungsverordnung (EU) 2016/1141 in die Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung gemĂ€ĂŸ der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 ĂŒber die PrĂ€vention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten aufgenommen.
Dieses ist geschehen, obwohl fundierte wissenschaftliche Beweise fĂŒr dessen InvasivitĂ€t fehlen und die Aussichten auf eine Verhinderung seiner Ausbreitung und bzw. seiner Entfernung aus Ökosystemen in Deutschland und anderen EU-Staaten ungĂŒnstig sind.

1. Ist der Kommission bewusst, dass die WaschbĂ€r-Population in Deutschland auf ca. 700 000 Exemplare geschĂ€tzt wurde und ein Management dieser Tiere nur durch tödliche Maßnahmen manchmal mittels barbarischer Totschlagfallen nicht möglich ist, so dass Tierrefugien, Reproduktionsverhinderung usw. vorzuziehen sind?

2. Ist der Kommission bewusst, dass bei einer solchen großen Population aufgrund von starker Bejagung und VerkehrsunfĂ€llen vor allem im FrĂŒhling und Sommer viele verwaiste bzw. verletzte WaschbĂ€ren aufgenommen und gepflegt werden mĂŒssen und daher das Haltungsverbot von WaschbĂ€ren durch Auffangstationen/ Tierparks und auch Privatpersonen kontraproduktiv ist?

3. Kann die Kommission intervenieren, damit fĂŒr nicht letale Managementmaßnahmen in Deutschland zeitnah eine einheitliche Regelung erarbeitet werden kann? Quelle

WeiterfĂŒhrende Literatur

Anheyer-Behmenburg H.E., 2013: Untersuchungen zum Vorkommen von Zoonoseerregern und dem kaninen Staupevirus in der WaschbĂ€rpopulation Niedersachsens, 2011–2013. – Diss., TierĂ€rztliche Hochschule Hannover Institut fĂŒr Mikrobiologie. Abstract.

Bartoszewicz M., 2006:  Invasive Alien Species Fact Sheet – Procyon lotor. www.nobanis.org/

Canova L., Rossi S., 2008: First records of the northern raccoon Procyon lotorin Italy.Hystrix 19(2): 179-182. Link

Cirovic D., Milenkovic M., 2003: The first record of the free-ranging raccoon (Procyon lotor Linnaeus, 1758) in Yugoslavia. Mammalian Biology, 68:116-117. Abstract.

Engelmann, A.; Köhnemann, B.A. & Michler, F.-U., 2011: Nahrungsökologische Analyse von Exkrementen gefangener WaschbĂ€ren (Procyon lotor L., 1758) aus dem MĂŒritz-Nationalpark (Mecklenburg-Vorpommern) unter BerĂŒcksichtigung individueller Parameter. Beitr. Jagd- u. Wildforsch. 36: 587-604.

EU Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 des EuropĂ€ischen Parlaments und des Rates vom 22. Oktober 2014 ĂŒber die PrĂ€vention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten (ABl. L 317 vom 4.11.2014, S. 35).

Fielitz u., 1983: Untersuchungen zur Biologie des WaschbÀren (Procyon lotor L.) in Hessen. Diplomarbeit UniversitÀt Marburg.

Heddergott M., 2020: Der WaschbĂ€rspulwurm (Baylisascaris procyonis) in Deutschland: Eine Übersicht. BeitrĂ€ge zur Jagd- und Wildforschung 45:165-175. Link

Hohmann U., 1998: Untersuchungen zur Raumnutzung des WaschbĂ€ren (Procyon lotor L. 1758) im Solling, SĂŒdniedersachsen, unter besonderer BerĂŒcksichtigung des Sozialverhaltens. Diss. UniversitĂ€t Göttingen.

Heddergott, M., Steinbach, P., Schwarz, S., Anheyer-Behmenburg, H.E., Sutor, A., Schliephake, A., Jeschke, D.; Striese, M.; MĂŒller, F.; Meyer-Kayser, E.; Stubbe, M.; Osten-Sacken, N.; KrĂŒger, S.; Gaede, W.; Runge, M.; Hoffmann, L.; Ansorge, H.; Conraths, F.J. & Frantz, A.C. 2020: Geographic distribution of raccoon roundworm, Baylisacaris pro-cyonis, Germany and Luxemburg. – Emerg. Infect. Dis. 26 (4): 821– 823. PDF zum Download

LÀssig R., 2003: Ein Spitzbube mit Zerstörungspotenzial. Der WaschbÀr. Wald Holz, 84 (4): 38-40.

PodgĂłrski T.; Acevedo P.; Apollonio M.; Berezowska-Cnota T.; Bevilacqua C.; Blanco J.A.; Borowik T.; Garrote G.; Huber D.; Keuling O.; Kowalczyk R.; Michler B.; Michler FU.; OlszaƄska A.; Scandura M.; Schmidt K.; Selva N.; Sergiel A.; Stoyanov S.; Vada R. & Vicente J., 2020: Guidance on estimation of abundance and density of wild carnivore populations: methods, challenges, possibilities. – EFSA supporting publication 2020: EN-1947. 200 pp. Download PDF

Schwarz, S.; Sutor, A.; Mattis, R. & Conraths, F.J., 2015: The raccoon roundworm (Baylisascaris procyonis) – no zoonotic risk for Brandenburg? – Berl. MĂŒnch. Tierarztl. Wochenschr. 128 (1/2): 34 –38. PDF download.

Nowak R., 1991: Walker’s Mammals of the World. Baltimore: The Johns Hopkins University Press.

Wilson D., Ruff S., 1999: The Smithsonian Book of North American Mammals. Washington, D.C.: The Smithsonian Institution Press.