Jagdstatistik von Rehwild – Populationsentwicklung, Modellierung, Bestand-Prognose und Jagdstrecken von Capreolus capreolus

Im Jagdjahr 2022/2023 wurden 1.305.758 Rehe erlegt. Ähnlich wie die Erlegungen bei Wildschweinen verĂ€ndern sich auch beim Rehwild die Abschusszahlen seit Jahrzehnten danamisch, insbesondere seit 2000. Offensichtlich kann auch das Reh von den sich Ă€ndernden Umweltbedingungen profitieren. Genaue Bestandszahlen der Rehpopulation in Deutschland sind, wie bei den anderen Schalenwildarten, nicht genau zu ermitteln. Deshalb liefert die Reh Jagdstrecke die besten Daten fĂŒr die Populationsentwicklung, eine Validierung ist allerdings nicht möglich. In der Abbildung 1 ist die Jagdstatistik fĂŒr Capreolus capreolus angegeben.

Entwicklung der Jagdstrecke von Rehwild: Reh (Capreolus capreolus) Jagdstatistik von 1990 -2021

Abb. 1: Entwicklung der Jagdstrecke von Rehen in Deutschland, 1990 – 2023. Quelle: jagdverband.de

Die Jagdstatistik der RehabschĂŒsse veranschaulicht die langfristige Entwicklung von 1996 bis zum Jagdjahr 2022/2023. Zu Beginn des untersuchten Zeitraums im Jahr 1996 betrug die Anzahl der erlegten Rehe 1.028.493. In den folgenden Jahren blieben die Zahlen relativ stabil, mit leichten Schwankungen nach oben und unten. Ab den frĂŒhen 2000er Jahren begann jedoch ein stetiger Anstieg, der bis heute anhĂ€lt.
Allerdings begann sich ab dem Jahr 2010 bis 2024 eine gewisse Stagnation abzuzeichnen, und die Abschusszahlen tendierten dazu, sich auf einem Plateau zu stabilisieren.
Interessanterweise setzte ab dem Jahr 2015 ein deutlicher Anstieg der Abschusszahlen ein. Dieser Trend hielt bis zum Ende des untersuchten Zeitraums im Jagdjahr 2023 an. WÀhrend dieser Zeit erreichten die Abschusszahlen neue HöchststÀnde, insbesondere im Jahr 2022/2023 mit 1.305.758 erlegten Rehen.

Als Ursache fĂŒr die sehr dynamische Entwicklung der Erlegungen von Rehwild kommen eine Vielzahl von Faktoren in Betracht. Darunter Änderungen in der Jagdpraxis, demografische VerĂ€nderungen im Rehwildbestand und möglicherweise auch auf klimatische EinflĂŒsse, die das Nahrungsangebot oder das Fortpflanzungsverhalten beeinflusst haben könnten.

Prognose

Wie entwickeln sich die Reh BestĂ€nde in den kommenden Jahren? Eine Möglichkeit bieten mathematische Modelle, die verschiedene Einflussparameter berĂŒcksichtigen. Eine wesentliche Bedeutung kommt dabei dem Grundbestand von Rehwild zu. Der ist aber ĂŒblicherweise nicht genau bekannt.
Eine weitere Möglichkeit den Rehwildbestand zu prognostizieren ist die Entwicklung der Abschusszahlen der letzten Jahrzehnte als Trend in die Zukunft zu verlÀngern. In der Abbildung 2 sind die Daten aus Abbildung 1 mit einem linearen Fit versehen.

Erlegungen von Rehwild und Prognose bis 2040

Abb. 2: Dynamik der Jagdstrecke von Rehen in Deutschland, 1990 – 2022/2023 und linearer Fit als Prognose bis 2040. Rohdatenquelle: jagdverband.de

Aus der Prognoserechnung wĂŒrde etwa fĂŒr das Jahr 2040 ein jĂ€hrlicher Abschuss von rund 1.435.000 Rehe folgen.

Populationsentwicklung von Capreolus capreolus in Deutschland

Der Bestand an Rehen ist aus mehreren Blickwinkeln interessant. Aus jagdlicher Sicht handelt es sich beim Rehwild um eine attraktive jagdbare Wildart. Aus waldbaulicher Sicht kann das Reh einen erheblichen Belastungsfaktor darstellen, denn der Verbiss kann Neuanpflanzungen und die NaturverjĂŒngung erheblich schaden. Ob Capreolus capreolus dem Wald schadet hĂ€ngt wesentlich von der Rehwild Dichte ab. Hohe Rehwildpopulationen fĂŒhren oft zu starken VerbissschĂ€den der Terminaltriebe von jungen BĂ€umen, die in Erreichbarkeit fĂŒr die Rehe sind. Ein möglicher negativer Einfluss auf den Wald beschrĂ€nkt sich auf den oberirdischen Teil von BĂ€umen und Pflanzen, im Gegensatz zu unterirdischen SchĂ€den durch Bioturbation bei Schwarzwild.
Die durchschnittliche Anzahl der geborenen Kitze betrÀgt nach Majzinger (2013) 1,5-2,1. Der Hauptteil der Fortpflanzungsverluste erfolgt in der Aufzuchtperiode von Mai-September.

Modellierung von Reh Populationen

EuropĂ€ische Rehe (Capreolus capreolus L.) sind nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europĂ€ischen LĂ€ndern eine der wichtigsten Schalenwildarten. FĂŒr ein effektive Bewirtschaftung ist es wichtig, die Ökologie und die Populationsparameter zu verstehen, die die Populationsdynamik von Rehwild beeinflussen. FĂŒr Kontrollmethoden, Planung von Abschussmaßnahmen und mathematische Modellierung von Reh Populationen ist darĂŒber hinaus ist die Kenntnis dieser Einflussfaktoren wichtig:

  • Die VariabilitĂ€t des Fortpflanzungspotentials, d. h. den Anteil befruchteter Weibchen
  • WurfgrĂ¶ĂŸen
  • GeschlechterverhĂ€ltnis der Kitze

Zu den Faktoren, die das Fortpflanzungspotential von Rehen beeinflussen, gehören ferner das Individuum (insbesondere der PhĂ€notyp der Mutter, d. h. KörpergrĂ¶ĂŸe, Körpermasse, VitalitĂ€t, Fitness), die Population (z. B. Rehwilddichte, demografische Struktur, sozialer Stress, Genetik) und die Umwelteigenschaften (LebensraumqualitĂ€t, Wetterbedingungen), interspezifische Wechselwirkungen usw.).

Jagdstatistik Rehe von Österreich

In der Tabelle 1 sind die Abschusszahlen fĂŒr Rehwild in Österreich angegeben. Im Gegensatz zur Entwicklung in Deutschland gibt es bei den Erlegungen von Rehen in Österreich keinen klaren Trend.

Tab. 1: Jagdstrecke von Rehen in Österreich 2012 – 2020. Quelle: statistik.at

Jagdjahr 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16 2016/17 2017/18 2018/19 2019/20
Erlegungen Rehwild 282.102 272.268 268.054 276.222 280.036 285.718 284.916 278.312

Jagdstrecke Reh aus der Schweiz

In der Schweiz haben die AbschĂŒsse von Rehen von 1970 nach 2000 deutlich zugenommen. In den letzten 20 Jahren hat sich die Jagdstrecke allerdings nur wenig verĂ€ndert (Tabelle 2).

Tab. 2: Anzahl der Erlegungen von Rehwild in der Schweiz. Quelle: www.bfs.admin.ch

Jahr 1970 2000 2018 2019
Rehe Erlegungen 26.111 42.615 42.667 42.653

Literatur

Bayerischer Jagdverband e. V. – Abschussplan fĂŒr Rehe.

Flajơman K., Jelenko I., Poličnik H., Pokorny B., 2013: Reproductive potential of roe deer (Capreolus capreolus L.): Review of the most important influential factors. Acta Silvae et Ligni.102:1–20. Google Scholar

Majzinger I., 2013: Reproduction biology of the roe deer (Capreolus capreolus) and newer domestic data about the offspring and losses. Magyar Allatorvosok Lapja 135(8):473-480. Link

Stubbe C., Stubbe M., Stubbe I., 1982: Zur Reproduktion der Rehwild Population – Capreolus c. capreolus (L., 1758) – des Wildforschungs-gebietes Hakel1Hcrcynia N. F., Leipzig 19 (1982) 1, S. 97-109

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