In Deutschland wird die Erlegung von Wildschweinen schon seit Jahrzehnten dokumentiert. Interessant ist die Entwicklung der Abschüsse, die die jagdlichen Verbänden als Jagdstrecke monatlich oder jährlich ermitteln. Die Jagdstrecke von Wildschweinen wird jeweils für die einzelnen Kreise, Bundesländer und für ganz Deutschland ermittelt und vom Deutschen Jagdverband publiziert. Der Wildschweinbestand nimmt in Deutschland seit Jahrzehnten zu. Mit 882231 Abschüssen wurde im Jagdjahr 2019/2020 ein Allzeithoch erreicht. 2020/2021 hat die Corona-Krise zu weniger Erlegungen führen: In einigen Bundesländern wurden im November und Dezember 2020 Drückjagden untersagt. Oder es gab jagdliche Corona-Beschränkungen um den Infektionsschutz zu gewährleisten und die bundesweit gestiegenen Infektionszahlen einzudämmen. Trotzdem wurden in der Jagdsaison 2020/21 immerhin noch 687.581 Wildschweine erlegt, 2021/2022 waren es mit 711.407 wieder etwas mehr. Wie sich diese Situation auf die Wildschweinpopulation und die Jagdstrecke 2022/2023 auswirken wird, ist eine spannende Frage.
Entwicklung der Abschusszahlen von Wildschweinen in Deutschland
In der Abbildung 1 sind die jährlichen Abschüsse von Schwarzwild von 1980 bis 2021 dargestellt, wobei die Daten jeweils für ein Jagdjahr erhoben werden. Ein Jagdjahr dauert vom 1. April bis 31. März des Folgejahres. Die Daten beinhalten nicht nur die Erlegungen sondern auch verendet aufgefundene Tiere.
Abb. 1: Jagdstrecken von Wildschweinen von 1980 – 2022 nach Jagdjahren. Quelle: Deutscher Jagdverband
Über den gesamten Zeitraum betrachtet nimmt die Strecke von Schwarzwild kontinuierlich zu:
Wurden 1980 noch 119.726 Wildschweine erlegt (inkl. Fallwild), waren es 1990 bereits 229.864 und 2000 418.667 Stück.
Das Jagdjahr 2019/2020 wurde mit 882.231 die höchste Jagdstrecke in den vergangenen 100 Jahren erreicht. In der Jagdsaison 2020/2021 waren es 687.581, in 2021/2022 711.407 Wildschweine.
Der Trend ist klar: Wildschweine vermehren sich rasant weiter (Tabelle 1).
Tab. 1: Jagdstatistik Wildschweine, Jagdjahre 2010 – 2021
Jagdjahr | Anzahl erlegter Wildschweine |
2010/2011 | 585.244 |
2011/2012 | 402.507 |
2012/2013 | 644.239 |
2013/2014 | 474.363 |
2014/2015 | 520.623 |
2015/2016 | 610.631 |
2016/2017 | 589.417 |
2017/2018 | 836.865 |
2018/2019 | 599.855 |
2019/2020 | 882.231 |
2020/2021 | 687.581 |
2021/2022 | 711.407 |
Wildschwein Jagdstecke in 2021/2022 mit 711.407 Stück
Die Zahlen der Jagdstatistik sind raus: Im Jagdjahr 2021/2022 beläuft sich die Jahresstrecke auf 711.407 erlegte Wildschweine. Für einen neuen Streckenrekord hat es nicht gereicht. Angesichts sehr hoher Temperaturen über längere Zeit im Sommer und keine Eichelmast im vorletzten Herbst ist die Strecke aber beachtlich. Dies auch im Hinblick auf sicher immer noch vermindert durchgeführte Bewegungsjagden aufgrund der Coronasituation.
Jagdjahr 2020/2021 mit 687.581 Wildschweine
Im Jagdjahr 2020/2021 konnten trotz der zum Teil erheblichen jagdlichen Begrenzungen durch die Corona-Pandemie 687.581 Wildschweine erlegt werden. Immerhin die dritthöchste Jagdstrecke in den vergangenen 100 Jahren. Das deutet auf eine weiterhin steigende Population in Deutschland hin.
Niedersachsen mit deutlich weniger Abschüssen. In Niedersachsen wurden mit ca. 57.000 rund 62.000 weniger Sauen erlegt als im Vorjahreszeitraum erlegt (Quelle: DPA). Hessen mit sehr hoher Schwarzwild Jahresstrecke: Mit 88.380 Wildschweinen wurde seit 1969 nur einmal ein höherer Abschuss erzielt.
In 2019/2020
Allzeithoch an Erlegungen mit 882.231 Wildschweinen.
In 2018/2019 mit 599.855 Stück kein neuer Höchststand
Der Sommer war in 2019 außergewöhnlich trocken. In einigen Gebieten Deutschlands hatten die Frischlinge mit den niedrigen Temperaturen im Frühjahr zu kämpfen. Und auch der extrem trockene und heiße Sommer führte offenbar zu Verlusten. Die Jahresstrecke betrug 2019 599.855 Stück Schwarzwild.
Jagdstrecke 2017/2018 mit neuem Rekord bei Schwarzwild: 836.865 Wildschweine erlegt
Wie wird die Jahresstrecke für das Jagdjahr 2017/2018 ausgehen?
Aufgrund der Sorge vor dem Einschleppen der Afrikanischen Schweinepest hat das Bundesministerium für Landwirtschaft am 18.02.2018 mit der “Verordnung zur Änderung der Schweinepest-Verordnung und der Verordnung über die Jagdzeiten” die Schonzeit für Wildschweine aufgehoben. Ob sich diese Maßnahme auf die Abschusszahlen in 2018 auswirkt, wird sich erst in 2019 zeigen.
2016/2017: 589.417 Wildschweine
Im Jagdjahr 2016/2017 wurden in Deutschland 565.840 Wildschweine erlegt und 23.577 verendet aufgefunden. Damit hatten die verendet aufgefundenen Tiere einen Anteil von 4% an der Jahresstrecke von 589.417 Wildschweine.
In einem eigenen Artikel setzt sich die Redaktion von Umweltanalysen.com mit der Populationsentwicklung von Schwarzwild auseinandersetzen.
Prognoserechnung: wann werden 1. Mio Wildschweine in einer Jagdsaison erlegt
Mit Excel wurde mit den vorliegenden Erlegungsdaten seit 1980 eine Prognoseabschätzung durchgeführt, wie sich die Abschusszahlen weiter entwickeln könnten. Danach erreicht die obere Konfidenzgrenze 2032 den Wert von 1. Mio. Erlegungen, im mittleren Verlauf erst 2043 (Abbildung 2). Die Redaktion hält aufgrund der jagdlichen Einschränkungen durch die Corona-Krise, das Erreichen von 1.000.000 Wildschwein Abschüsse bereits im Jahr 2030 für realistisch.
Abb. 2: Prognose zur Erlegung von Wildschweinen in Deutschland. Mittlere Erwartung, untere und obere Konfidenzgrenze
Land Brandenburg mit eigener “Verordnung über die Erhebung jagdstatistischer Daten”
Brandenburg hat als Besonderheit eine eigene Verordnung zur Aufnahme von Abschussdaten. Geregelt ist der Vorgang im Brandenburgischem Landesjagdgesetz in der Verordnung über die Erhebung jagdstatistischer Daten vom 1. April 1994 (GVBl.II/94, [Nr. 27], S.322). Darin steht u. a.
“§ 1 Geltungsbereich
Diese Verordnung gilt für alle Jagdbezirke im Land Brandenburg, unabhängig von Eigentums- bzw. Rechtsformen, die Jagdbehörden und Ämter für Forstwirtschaft des Landes Brandenburg, das Landesforstamt sowie für die in Brandenburg ansässigen Bundesforstämter.
§ 2 Termine
(1) Die Erhebung von Daten über Revierverhältnisse, Abschußergebnisse und den aktuellen Bestand/Besatz an jagdbaren und ausgewählten nicht jagdbaren Tierarten ist jährlich zu folgenden Terminen durchzuführen:
Grunddaten der Jagdbezirke 31. Dezember
Strecken- und Wildschadensmeldung der Jagdbezirke 31. März
Bestand/Besatz jagdbarer und ausgewählter nicht jagdbarer Tierarten 1. April
(2) Die oberste Jagdbehörde kann zusätzlich zu den in Abs. 1 genannten Terminen jagdstatistische Daten gemäß Abs. 1 Ziffer 1 bis 3 über die unteren Jagdbehörden und vom Landesforstamt anfordern.”
Schwarzwild Jagdstatistik Österreich
In Österreich veröffentlicht die Bundesanstalt Statistik Österreich, die Abschussdaten von Wildschweinen und anderen Wildtieren. Informationen zu den Metadaten gibt es hier und hier die Zahlen zu den Jagdstrecken.
Im Jagdjahr 2019/2020 wurden in Österreich mit 47.300 Stück Schwarzwild rund 55% mehr Wildschweine erlegt als im vorausgegangenen Jagdjahr. Die Entwicklung der Jagdstrecken sind für die letzten Jahre in der Abbildung 3 dargestellt.
Abb. 3: Entwicklung der Jagdstatistik von Wildschweinen in Österreich Jagdjahr 2012/2013 bis 2019/2020. Quelle: www.statistik.at
Wildschweinbestand in der Schweiz
Basierend auf den Abschusszahlen ist auch der Populationstrend bei Wildschweinen in der Schweiz positiv: Die Erlegungen haben von 2.167 Tiere im Jahr 1995 auf 12.996 in 2019 zugenommen (Abbildung 4).
Abb. 4: Entwicklung der Wildschwein Erlegungen in der Schweiz Jagdjahr 1995 – 2020. Quelle: bfs.admin.ch
Literatur
Abendzeitung: 2017 – Abschussquoten-Rekord in Bayern